Über das Projekt

Welches Wissen und wessen Praktiken?

Mit diesem Blog wollen wir Binnengeschichten schreiben. Der Historiker Miguel de Unamuno (1985) bezeichnete damit die Geschichte der Menschen, die nicht im offiziellen Gedächtnis der Hegemonie, verweilt. Wir wollen infama Menschen, also Menschen die anonyme Geschichten schreiben und anonyme Leben leben die Hochachtung und Würde zollen, die sie verdienen. Wir wollen ihre Namen, ihre Taten, ihre Erfindungen, ihre Widerstände und ihre Ideen, welche sich nicht in Schulbüchern oder Zeitungen finden lassen, nicht mehr nur als Dekoration der vermeintlich wahren Geschichte repräsentieren, sondern einen eigenständigen Platz geben.

Mit Ocean Vuongs Worten „strength was always there“, „no one accidentally survived this many decades of colonial war, displacement, lack of culture, lack of words, there is so much against you. they have to made incredible decisions. Although they were not visible, that does not mean, they are powerless. I could be powerful because I have seen them be powerful. We are sum total of long huge Vietnamese line, we just have the media and language to articulate our strength.“

In diesem Sinne sehen wir diesen Blog als eine Plattform. die eben jene nicht-artikulierte power zu formulieren, zu malen, zu zeigen, zu zeichnen, zu artikulieren sucht.

 

Über uns

Sara setzt sich mit Fragen von Zuhause-Sein, Zugehörigkeit und Identität auseinander. Sie arbeitet zu Rassismus, antirassistischen Bewegungen und Community Organizing und war mit/für verschiedene Migrant*innenorganisationen bundesweit tätig.

Qùynh Nhu sehnt sich nach ehrlichen, aufrichtigen und herzhaften Verbundenheit, die uns alle in unseren Verletzlichkeiten verbindet und nicht trennt. Sie engagiert sich beruflich und aktivistisch gegen Machtverhältnisse, u.a. Rassismus, Sexismus sowie für (post-)migrantische Selbstorganisierungen.

Finanzen und Freiheit

Hier möchten wir Euch rund um die Fragen um Cash und Money ein bisschen mitnehmen.
Wir haben  5000,- Euro Brutto im Rahmen von re:shape erhalten, einem wikimedia-Programm zur Förderung von Wissensgerechtigkeit. Dieses Geld haben wir für den Aufbau des Blogs genutzt. Es soll lediglich der Start des Projektes sein, wie Stützräder, die aber – spätestens wenn wir selbst das Gleichgewicht beim Fahren halten können – wieder ab müssen.

Das heißt, wir haben uns gegen weitere Projektförderungen/ Drittmittelakquisen entschieden, was in der Folge auch bedeutet, dass es keine Geldhonorare für die Einreichung von Beiträgen von Euch gibt.

Denn nicht nur, dass es schwierig ist, marginalisiertem (Über)Lebenswissen eine Geldwertigkeit zu geben, es bekäme auch einen Warencharakter und wir würden ein Konkurrenverhältnis (re-)produzieren, welches wir nicht als sinnvoll empfinden, um die Welt zu sehen, die wir suchen. Vor allen Dingen aber ist es jedoch unmöglich, marginalisiertes Wissen, widerständige, sanftmütige, starke, verletzliche, zärtliche und kreative und liebevolle Praktiken, die sich jenseits der weißen, patriarchalen, kapitalistischen und kolonialen Wissenhegemonie verorten, mit jener selben Logik (an-)zu erkennen, die sie verdrängt, unsichtbar macht, aberkennt oder abwertet.

Wie – und insbesondere vor dem Hintergrund aktueller Ereignisse – nur unschwer zu erkennen ist, sind Bildung und Kunst, sobald sie von einer (staatlichen oder anderen) Förderlogik abhängig ist, nicht frei und können es auch niemals sein. Denn Förderlogiken sind in keiner Weise harmlos oder wertfrei, vielmehr sind sie genauso von Macht infiltriert. Denn der Staat und seine einzelnen Institutionen haben bestimmte Interessen, welche sie ebenfalls über das Fördern von spezifischen Projekten verfolgen. Viel schlimmer noch, wird über die Förderung von Projekten, die bestimmte „Indikatoren“ und „Meilensteine“ und „Zielgruppen“ erreichen sollen, suggeriert, dass sogenannte politsche Teilhabe ermöglicht und etwas für Gerechtigkeit (oder eher gegen Ungerechtigkeit) gemacht wird, d.h. auf diese Weise kann noch besser die soziale Ordnung und damit Hegemonie aufrechterhalten werden – nämlich in einer Form des sozialen Konsens. Diesem performativen, staatlich sanktioniertem Aktivismus möchten wir uns mit Mondkuchen entziehen. An dieser Stelle sei auch gesagt, dass uns bewusst ist, dass dies in anderen Kontexten oft nicht möglich ist; wir haben selbst mit/in Selbstorganisationen gearbeitet und wissen, dass es oft um die schiere Existenz von (Förder)jahr zu (Förder)jahr geht. Gerade deswegen wünschen wir uns mit Mondkuchen einen Ort, der frei ist von diesen Zwängen und der einfach nur deshalb existiert, weil es Menschen gibt, die aus Freude dazu beitragen möchten/können. Wir werden sehen, was daraus wird.

Inspiration:

The Question of Funding